Dienstag, 8. März 2011

Frauenquote und Quotenfrau

Über eine Gleichstellung, die keiner und doch alle wollen

Es hat mich Überrascht, was für gegensätzliche Auffassungen zum Thema "Frauenquote" ich vertrete. Nicht, dass das ungewöhnlich für meine Meinungen zu politischen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten sei, aber während des Brainstormings zu diesem Text pendelte mein Standpunkt deutlich wahrnehmbar zwischen "ganz klar dagegen" zu "naja, doch nicht so schlecht" und endete(?) bei "Vorsicht!"...

Ich bin eigentlich schon immer gegen Faulheit gewesen, mein Motto lautet "Hirn will Arbeit!"; meine einzige Ausnahme ist die Faulheit zum Zweck der Rekreation (tolles Wort!). Da kommt es auch schon mal vor, dass ich nach dem Mittagessen einfach mal kein Buch lese, sondern mich gleich mit Decke auf der Couch ausstrecke und eine kleine Weile einfach vor mich hin schnarche.

Wir begehen heute den einhundertsten Jahrestag der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau - und wenn das nicht, dann zumindest den 100. internationalen Frauentag. Muss da wirklich noch mit einer Quote, mit einer vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Regelung, nachgeholfen werden, dem weiblichen Geschlecht den Weg in Führungspositionen zu erleichtern? Sollte nicht lieber der eigene Anspruch der Frau an die Ausgestaltung ihres Lebens Ausgangspunkt für ihre Karriere sein?
Jeder mündige Mensch bestimmt selbst, vorhin er sein Leben führt. Und wenn man nicht gut genug ist, in einer Führungsposition zu arbeiten, dann muss man sich eben qualifizieren. Durch seine Leistungen und Erfolge wird die nötige Überzeugungsarbeit geleistet, in der Führungsetage arbeiten zu können.

Erweckt nicht die "Frauenquote" den Schein, dass man als Frau nicht mehr 100 oder sogar 150% Leistung erbringen müsste, weil sie aufgrund der gesetzlichen Vorgabe eh den freien Posten bekommen würde? Eine Einladung an die Quotenfrau zur Durchschnittsarbeit?!

Aber halt! Verfallen wir da nicht einem sehr idealistischen, fast utopischem Glauben von einem Miteinander zweier Wesen, die einander nicht mal ansatzweise verstehen? Ich beobachte immer mehr Reaktionen von Männern wie "Störrisches Weib!" oder "Typisch Frauen!". Auch jede Frau dürfte schon mal den Punkt erreicht haben, an dem ihr das männliche Verhalten einfach unerklärlich schien.
Äußerungen, die ich besonders über den Lebenspartner oder den Lebensabschnittsgefährten gehört habe. Die Partien sehen sich einer völlig fremden Welt von Automobil-vergötternden Sexmaschinen und haufenweise Schuhe kaufenden Heulsusen gegenüber. Aber worin mündet dieses Unverständnis? Denn nicht nur junge Erwachsene Anfang 20 äußern sich ratlos und verärgert über die eigenartig gesetzten Prioritäten ihre "großen Liebe" (oder auch der kleinen...), auch Ehepartner, die mehrere Jahrzehnte schon ihre Lebenszeit gemeinsam verbracht haben, mangelt an Nachvollziehbarkeit der Hobbys, Vorlieben persönlichen Ansichten zur gemeinsamen Lebensgestaltung.

Beziehungen wurden nicht erst seit der 68er-Revolution über die sexuelle Emanzipation der Frau und der Suche nach persönlicher Lebensfüllung mit einer hohen Quantität an sexuellen Kontakten als Konstitution (nicht Institution!) zur Maximierung des persönlichen Glückes verstanden. Die Gattung Mensch scheint sich nie von der urgeschichtlichen Lebensweise der Nomaden entfernt zu haben. Aus dem Schulunterricht ist uns das Schlagwort "Jäger und Sammler" noch geläufig. Wir jagen und sammeln unsere Beute und unsere Trophäen: Abendteuer, Sexgeschichten, Unterhöschen, duftende Pullover und auch in einigen Fällen Eheringe.
Wo aber die umherziehenden Menschen es noch schafften, rund vier Jahre zusammenzubleiben, um die Nachkommen aufzuziehen und danach wieder frei für die Mehrung des Erbgutes der Gruppe zu sein, bringen die meisten Beziehungen in Deutschland es heutzutage nicht mal auf über zwei Jahre gemeinsame Zeit. Ohne Kinder.

Die neue Ideologie der deutschen Beziehungen: sich nur auf sich selbst konzentrieren. Das Individuum schafft sich überall Raum für die eigene Entfaltung der Persönlichkeit. Ja, aber ist es das nicht, was mein ureigenstes Menschenrecht ist? Steht doch in unsrer Verfassung ganz oben!
Völlig richtig, aber kannst du eine Beziehung führen, wenn es nur heißt "Ich! Ich! Ich!"? Schwerlich. Zu einer Partnerschaft gehören immer zwei. Das ist ihr grundlegender Wesenszug - das, was sie ausmacht: zwei (2) Individuen beschließen aus ihren zwei Ichs e i n Wir zu machen. Das impliziert hier eine wirkliche Selbstaufgabe. Die Individuen haben festgestellt "Ohne dich bin ich nicht komplett!" Das macht Liebe aus!

Ich maße mir nun an zu postulieren, dass jede Rede von Liebe ein Irrtum und eine Lüge ist, wenn nicht beide Partner sich die Frage gestellt haben: Wer bist du? Im jüdisch-christlichen Schöpfungsbericht steht, dass Adam und Eva sich erkannten - dass sie keine Geheimnisse mehr voreinander hatten. Keine körperlichen, keine persönlichen.
Ich habe selbst erlebt, wie gewaltig diese Forderung an den Partner ist. Mein Partner war nicht dazu bereit und mit der Zeit wurden die Geheimnisse nicht weniger sondern mehr. Ich habe stillschweigend gefordert - gewünscht, aber am Ende war ich wieder allein und Single.

Es ist gewiss nicht leicht, sich auf einen anderen Menschen einzulassen, und genau darauf zu hören, was er sagt. Mit den Ohren. Mit dem Herzen.
Mir persönlich erscheint die Entscheidung eines Chefs oder eines Aufsichtsrates (aus Männern) nur logisch, keine Frau in den Firmenvorstand aufzunehmen, sich die Arbeit mit ihr zusätzlich schwer zu machen, wenn es schon zu hause nicht klappt, mit der eigenen Frau klarzukommen, weil der Drachen es nicht ertragen kann, wenn man die Socken am Ende des Tages einfach nur ausziehen will und nicht auch gleich noch in die Wäschetonne zu tragen. "Ich will einfach nur hier sitzen." Keine Bierfalschen wegräumen und auch kein benutztes Badetuch zurück ins Badezimmer tragen, wenn es trocken ist.
Ja, am Ende tyrannisiert mich so ein Weib auch noch im Betrieb! Niemals!!!

Es wird solange eine Frauenquote und die Quotenfrauen geben (müssen), wie Männer und Frauen nicht bereit sind, die vordefinierten Rollen hinter sich zu lassen, die die Gesellschaft ihnen aufzwingt.
Es muss eine selbstgewollte unmännliche, weiche Hausmannquote geben und eine selbstgewollte (eigener Anspruch der Firmen) Frauenquote in allen Arbeitsbereichen. Ich persönlich kenne z.B. nur eine Frau, die Kfz-Mechanikerin ist. Und wohl eine gute noch dazu!
Soll sich die Gleichberechtigung zwischen Testosteron und Östrogen in Fleischgestalt wirklich durchsetzen, muss sich das Selbstbild ändern.

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine gute Frau, die ihm den Rücken freihält, sagte mir einmal ein Mann, der seine Frau seit vielen Jahren die Treue in einer glücklichen Ehe hält.
Warum soll nicht hinter jeder erfolgreichen Frau auch ein Mann stehen, der ihr den Rücken freihält?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ein sehr schöner text, aber eine frage sei gestattet... du bist doch schwul, warum analysierst du dann die beziehungen zwischen mann und frau?

Shenzhou hat gesagt…

naja, als erstes, ich mache mir keinen genauen plan, was ich schreibe. ich sammle argumente. und dann tippe ich los.
ursprünglich wollte ich auch noch etwas über schwule beziehungen schreiben, aber der text hat sich einfach in eine andere richtung entwickelt.
und ich meine, der geneigte leser wird auch elemente in seiner glecihgeschlechtlichen beziehung wiederfinden. ohen dass da explizit "schwul" steht. liebe ist liebe, egal zwischen wem. und eigentlich ist es auch immer so, dass sie nur zwischen zwei verschiedenen polen gedeihen kann.