Samstag, 23. November 2013

Liebes ZDF

Sehr geehrte Damen und Herren des ZDFs,

erschrocken musste ich gerade die Eröffnungsmoderation von Frau Nebel in Ihrem Samstagabendprogramm Willkommen bei Carmen Nebel hören, in der den Zuschauerinnen und Zuschauern eine Unterhaltungssendung, die auf die baldige Weihnachtszeit - Zitat: "31 Tage bis Weihnachten" - einstimmen soll, zugesagt wurde. An sich ja eigentlich eine schöne Idee...


ABER DOCH BITTE NICHT VOR DEM ERSTEN ADVENT!!! Ganz besonders nicht vor dem Totensonntag - auch als Ewigkeits- oder Christkönigssonntag bekannt -, denn dieser Sonntag stellt das Ende eines jeden Kirchenjahres dar!

Was erwartet den Zuschauer? Festliche Weihnachtsdeko in Form von Glitter, bunten Glaskugeln und Christstollenbacken mit Andrea Berg und künstlerisch verwandten Sängern... Desweiteren ein illustres Jukebox-Lieder-Raten.

Ich frage mich, was für ein Selbstbild Ihr Sender hat und wie viel Wert Sie auf die eigentliche Inhalte der Advents- und Weihnachtszeit legt. Diese Verunglimpfung dieser christlichen Zeit weckt Erinnerungen an Atheismus und sozialistische Ziele.

Wozu müssen Christkindlsmärkte vorzeitig beworben werden, wenn sich zahlreiche Deutsche über den Verkauf von Lebkuchen und Gewürz-Spekulatius, Ende August in den Supermärkten, aufregen?

Ein Blick in die Fernsehzeitung erfreut desweiteren mein Gemüt damit, dass Ihr Sender den "Quiz-Champion 2013" am Vorabend des 1. Advents küren wird.

Derzeit sieht man mit dem "Zweiten" nicht besser!



Der kleine Lese-Mann

Sonntag, 15. September 2013

Guten Morgen, du Schöner!


Ich hoffe, du  bist heute sanfter erwacht, als ich vorhin. Wir brauchen unbedingt einen neuen Wecker. Am besten einen wie meine Mutter. Na, vielleicht doch besser nicht. Dann wäre ich heute um den Genuss gekommen, dich beim Schlafen zu beobachten. Ich weiß, ich soll nicht von deiner Nase schwärmen, aber... du hast nun mal die süßeste von allen. Wie sich die Haut über ihre Runde Silhouette zieht. Mach ich es jetzt noch schlimmer, wenn ich von einer Kindernase rede?
Ich schau dich so gern an, deinen Mund und dein kratziger drei-Tage-Bart. Keiner küsst so wie du! So ein Verlangen, dass du mir entgegen bringst. Du fühlst dich so sanft an, ich spüre die Bestimmtheit, mit der du deinen Mund auf meinen legst, die Spannung deiner Muskeln unter der Haut, sehe die Stränge, die sich darunter abzeichnen, deinen starken Hals herunter, bis zu dem Grübchen.
Ich sehe den Schwung deiner breiten Augenbrauen, gehe jedem einzelnen Härchen nach: Ich beginne an der Nasenwurzel und fahre Haar für Haar entlang, immer wieder von der Mitte nach außen zu deinen Schläfen. Ich berühre dich mit den Fingern, lege den Mittelfinger auf deine linke Schläfe, streiche sanft, ganz sanft, deine Stirn hinauf. Dann ende ich auf deinem rechten Arm, auf dem du deinen Kopf gebettet hast. Ich streiche zurück, wende grad so viel Druck auf, dass es sich für dich anfühlen muss wie ein Lufthauch. Jetzt gehe ich mit dem Finger deine Nase hinab, überwinde die Spitze und fahre schnell ihre Mitte hinab und lande auf deiner Oberlippe, der Finger geht runter und ich ziehe ihn ganz leicht die Unterlippe wieder hinauf und verlasse mit ihm dein Kinn.
Hast du das gespürt? Bewusst gespürt?
Den Kuss auf jeden Fall. Denn den hast du erwidert, hast kurz deine schönen dunkelbraunen Augen geöffnet und mich angelächelt. Geküsst und gelächelt. Geküsselt. Gelächsst.
Gelechzt… habe ich.
Und fast wäre ich zu spät zur Arbeit gekommen. Aber nur fast. So früh am Morgen, noch fast Nacht, ist glücklicherweise noch kaum jemand unterwegs.

Hab einen schönen Tag. Ich liebe dich, du Schöner!





(c) Alexander Hagen, August 2013.  

Samstag, 31. August 2013

Sturmfrei

Etymologie

Die "sturmfrei Bude" ist ein Überbleibsel der mittelalterlichen Kriegsführung. Eine Burg war "sturmfrei", wenn sie nicht von einem gegnerischen Heer gestürmt werden konnte. Sie war also sicher vor einem Ansturm. Natürlich konnte man auch rückblickend sagen "die Burg war im letzten Jahr sturmfrei", weil sie abseits der Kriegspfade lag und also einfach nur Glück hatte.
Auf die "sturmfrei Bude" bezogen bedeutet es jedenfalls, dass das Elternhaus den Kindern überlassen ist und kein Ansturm der Eltern zu befürchten ist.
Es soll allerdings auch Eltern geben, die sich auf eine "sturmfreie Bude" freuen, wenn die Kinder z.B. alle ausser Haus sind und deren Ansturm nicht zu befürchten ist.

Gefunden auf: storyblogger.de 

Sonntag, 28. April 2013

Elastischer Hohlkörper



Kauf dir einen bunten Luftballon,
Nimm ihn fest in deine Hand,
Stell dir vor, er fliegt mit dir davon
In ein fernes Märchenland. 

Text: Aldo von Pinelli (1943). 
Bild: www.primolo.de 

Mittwoch, 27. März 2013

Kulturnachricht!

"Fifty Shades of Grey" sorgt für Gewinne der Bertelsmann-Gruppe

Die Sadomaso-Triologie "Fifty Shades of Grey" hat der Bertelsmann-Tochter Random House einen Rekord-Umsatz beschert. Das "Handelsblatt" zitiert Random House-Chef Markus Dohle mit den Worten, in der 180-jährigen Geschichte von Bertelsmann sei das ein historisches Hoch. Die Erotik-Trilogie von Erika Leonard verkaufte sich weltweit mehr als 70 Millionen Mal und sorgte dafür, dass auch andere Erotik-Bücher nachgefragt wurden.

(c) Deutschlandradio Kultur, Kulturnachrichten. 2013.

Donnerstag, 14. März 2013

Woher kommt unser Seelenfrieden?

Über die moderne Psychologie
Von Astrid von Friesen

Beansprucht die moderne Psychologie die "Deutungshoheit fürs Seelenleben"? Kann jeder Mensch durch Erkenntnis, was gut oder böse, was gottgefällig oder gesellschaftlich sinnvoll ist, sich, seine Handlungen und seine Seele "ordnen"?

Sigmund Freud formulierte vor über 100 Jahren, dass der Mensch gerade nicht "Herr im eigenen Haus" sei, vielmehr eine gebeutelte Kreatur ist, deren innere Instanzen, das heißt die Autoritäten, die Triebe und die Vernunft immer wieder mühsam eingefangen und ausbalanciert werden müssen.

Denn schwere Neurotiker ebenso wie die grenzgängerischen Borderliner und Psychotiker sind Getriebene ihrer inneren Konflikte: Einerseits wollen sie - wie wohl die allermeisten Menschen - anerkannte, respektierte und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft sein und persönlich ein erfülltes Leben führen.

Andererseits brechen immer wieder überflutende Gefühle durch und schwemmen alle guten Vorsätze hinweg. Wie Süchtige, die alle heiligen Eide im Monatstakt schwören und doch beständig rückfällig werden.

So ist das Ziel "Herr im eigenen Seelenhaus" zu werden, für viele immer wieder verzweiflungsvoll, weit entfernt, was sie voller Scham, Reue, Selbstanklage bis hin zu Selbstverletzungen und Selbstzerstörungen konstatieren müssen. Manchmal täglich!

Deswegen laufen zumindest die tiefenpsychologisch orientierten Therapien nicht über den Verstand, sondern erreichen die Gefühle. Vom Verstand her wissen wir alle, was gut und böse, gesundheitlich sinnvoll und gesellschaftlich förderlich wäre. Nur die unbewussten, chaotischen, wegen zu heftiger Schmerzen verdrängten Gefühle machen immer wieder einen Strich durch unsere Rechnung und lassen uns an uns selbst verzagen und verzweifeln.


Ein Beispiel: Viele Menschen fühlen sich als Opfer, wie zum Beispiel viele Frauen oder auch Ostdeutsche, oftmals ein Leben lang, obwohl sie es objektiv nicht sind und nicht sein müssten. Erst wenn die damit verbundenen Gefühle der Ohnmacht, Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins in ihrer Kindheit und Jugend erkannt und aufgearbeitet werden, können sie von ihrem emotionalen Muster Abstand nehmen.

Sie müssen nicht mehr in jeder schwierigen Situation erstarren und in der Opferrolle nörgeln, klagen und klammern, sondern können Neues wagen. Und dadurch sich, die Mitmenschen und die normalen Lebensanforderungen völlig neu bewerten und ihr Leben aktiv gestalten.

Wir Therapeuten tun gut daran, uns religiös, spirituell und ideologisch neutral zu verhalten, um den Patienten einen Raum zu eröffnen, ihren jeweils ureigenen Weg zu finden. Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe und Heilung. Wenn die religiöse Dimension hinzukommt, die Hinwendung zu Gott oder Allah, zu selbstgebastelter Religiosität, zu Schamanen oder Heilslehrern kann es ein Gewinn sein. Kann jedoch - entsprechend der ursprünglichen Störung - auch in Zwanghaftigkeit, missionarischen Eifer, in die Isolation und schlimmstenfalls in den Fanatismus abgleiten und für den Patienten wie für seine Umgebung erneut zur Qual ausarten.

Um es positiv zu formulieren: "Herr im eigenen Seelenhaus" zu sein, bedeutet kein neurotisches Entweder-oder, Religion oder Hoheit der Psychologie, sondern ein gesundes und reifes Sowohl-als-auch, um fähig zu werden, die Fülle der eigenen, oftmals brachliegenden Fähigkeiten, die Möglichkeit von innigen, liebevollen Beziehungen ebenso wie die Schönheit der Welt zu erkennen, zu erleben und zu genießen - einschließlich aller nur denkbaren Gottesbezüge.

Astrid von Friesen, Jahrgang 1953, ist Journalistin, Erziehungswissenschaftlerin, sowie Gestalt- und Trauma-Therapeutin. Sie unterrichtet an den Universitäten in Dresden und Freiberg, macht Lehrerfortbildung und Supervision. Im MDR-Hörfunkprogramm "Figaro" hat sie eine Erziehungs-Ratgeber-Sendung. Außerdem schreibt sie Bücher, zuletzt: "Schuld sind immer die anderen! Die Nachwehen des Feminismus: frustrierte Frauen und schweigende Männer" (Ellert & Richter Verlag Hamburg).


(c) Deutschlandradio Kultur, Politisches Feuilleton [Funkfassung]

Sonntag, 27. Januar 2013

Zur soziologischen Psychologie der Löcher

Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.

Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs: Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut. Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, aber auch keine Philosophie und erst recht keine Religion, als welche aus dem Loch kommt. Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden. Loch ist immer gut.

Wenn der Mensch ›Loch‹ hört, bekommt er Assoziationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels.

Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch. Die Arbeiter wohnen in einem finstern, stecken immer eins zurück, und wenn sie aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat, sie werden hineingesteckt, und zum Schluß überblicken sie die Reihe dieser Löcher und pfeifen auf dem letzten. In der Ackerstraße ist Geburt Fluch; warum sind diese Kinder auch grade aus diesem gekommen? Ein paar Löcher weiter, und das Assessorexamen wäre ihnen sicher gewesen.

Das Merkwürdigste an einem Loch ist der Rand. Er gehört noch zum Etwas, sieht aberbeständig in das Nichts, eine Grenzwache der Materie. Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Lochs schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Lochs ... festlig? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsre Sprache ist von den Etwas-Leuten gemacht; die Loch-Leute sprechen ihre eigne.

Das Loch ist statisch; Löcher auf Reisen gibt es nicht. Fast nicht.

Löcher, die sich vermählen, werden ein Eines, einer der sonderbarsten Vorgänge unter denen, die sich nicht denken lassen. Trenne die Scheidewand zwischen zwei Löchern: gehört dann der rechte Rand zum linken Loch? oder der linke zum rechten? oder jeder zu sich? oder beide zu beiden? Meine Sorgen möcht ich haben.

Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann? Drückt es sich seitwärts in die Materie? oder läuft es zu einem andern Loch, um ihm sein Leid zu klagen – wo bleibt das zugestopfte Loch? Niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines.

Wo ein Ding ist, kann kein andres sein. Wo schon ein Loch ist: kann da noch ein andres sein?

Und warum gibt es keine halben Löcher –?

Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet; weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, gilt nun das ganze übrige nichts mehr. Beispiele: ein Fahrschein, eine Jungfrau und ein Luftballon.

Das Ding an sich muß noch gesucht werden; das Loch ist schon an sich. Wer mit einem Bein im Loch stäke und mit dem andern bei uns: der allein wäre wahrhaft weise. Doch soll dies noch keinem gelungen sein. Größenwahnsinnige behaupten, das Loch sei etwas Negatives. Das ist nicht richtig: der Mensch ist ein Nicht-Loch, und das Loch ist das Primäre. Lochen Sie nicht; das Loch ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hienieden gibt. Wenn Sie tot sind, werden Sie erst merken, was leben ist. Verzeihen Sie diesen Abschnitt; ich hatte nur zwischen dem vorigen Stück und dem nächsten ein Loch ausfüllen wollen.


Kurt Tucholsky. (1931)

Donnerstag, 3. Januar 2013

Die kleine Schwalbe

Für Omi,
Alles Gute zum Geburtstag

Leise nieselt der Herbstregen vom Himmel. Goldgelb erglänzt das Laub. Die Trauben stehen in letzter Reife, und die prallen Beeren beginnen zu platzen. Die Astern neigen ihre Blüten über einen im Gras liegenden zerbrochenen Krug. Im Krug zittert vor Kälte und Kummer ein kleines Schwälbchen. Alle sind schon fortgezogen. Seine beiden Schwesterchen flogen nach dem Süden, und auch seine Mütterlein entschwand nach einem fernen Land. Wer wird es in dieser regenfeuchten Nacht wärmen? Man hatte es hier in diesem zerbrochenen Krug zurückelassen, denn es war lahm und konnte nicht fliegen. Im Sommer war in dem Haus, unter dessen Dach seine Mutter das Nest gebaut hatte, ein Brand ausgebrochen. Während die Schwalbenmutter ihr Küken retten wollte, fiel ein Glutstück ins Nest und versengte den rechten Flügel des Schwälbchens. Das nackte Vögelchen verspürte einen heftigen Schmerz, und als es wieder zu sich kam, lag es in einem anderen Nest: neben ihm saß seine Mutter und ließ das Köpfchen hängen. Das Kleine versuchte seine Schwingen zu bewegen, konnte es jedoch nicht, da der rechte versengte Flügel lahm war.

Der Sommer verging. Die Trauben reiften. In den Gärten blühten bereits die Astern. Die Schwalben versammelten sich auf den Telegraphendrähten. Sie rüsteten sich zur Reise. Sie hockten auf den Drähten, aufgereiht wie ein Rosenkranz.

Eines Tages brachte die Schwalbenmutter ihr lahmes Vögelchen in den Garten und sagte: "Liebes Kind, wir ziehen heute nach dem Süden. Du mußt hier bleiben, weil du nicht fliegen kannst. Da, in diesem Krug habe ich dir ein weiches Nest bereitet. Hier kannst du liegen, und wenn du hungrig wirst, hüpf heraus und such dir etwas Nahrung. Der ganze Garten ist voller Früchte. Im Frühjahr kommen wir wieder zurück."

"Hab Dank, Mütterlein, für deine Sorge um mich", sagte das flügellahme Schwälbchen und steckte sein Köpfchen, um seine Tränen zu verbergen, unter den Flügel der Mutter.
Alle zogen fort. Es folgte graue Tage. Ein feiner Regen tropfte hernieder. Die Astern ließen ihre durchnäßten Blüten über den Krug hängen. Ein Regentropfen rollte vom untersten Blatt herab.

"Ach, wie bin ich müde!" seufzte er.
"Woher kommst du?" fragte neugierig das Schwälbchen.
"Oh, ich komme von weit, weit her. Ich komme vom großen Ozean. Dort kam ich zur Welt. Ich bin kein Regentropfen, ich bin eine Träne."
"Eine Träne? Was für eine Träne?" fragte die kleine Schwalbe erregt.
"Eine Mutterträne. Die Geschichte meines Lebens ist kurz. Vor neun Tagen setzte sich eine müde und traurige Schwalbe auf den Mast eines großen Ozeanschiffes. Der Ozean toste wild, es ging ein starker Wind. Mit erstickter Stimme bat die Schwalbe den Wind:
'Bruder Wind, wenn du über die Welt fliegst und nach Bulgarien kommst, so gehe zu meinem armen Kind und sage ihm, es soll sich vor dem schwarzen Kater hüten, der im Garten umherstreicht. Ich habe, als wir fortzogen, vergessen, mein Kind vor ihm zu warnen.'
'Wo ist denn dein Schwalbenkind?' fragte der Wind.
'Ich ließ es in einem zerbrochenen Krug im einem Garten mit lilafarbenen Astern zurück.'
Als die alte Schwalbe dies sprach, viel ich aus ihrem Auge. Der Wind nahm mich mit auf seine Reise über die Welt! Neun Tage waren wir unterwegs, und nun bin ich auf diese Blume gefallen. Ach, bin ich müde, ich möchte herunterfallen und einschlafen!"
Das Herz des lahmen Schwälbchens klopfte zum Zerspringen. Rasch stand es auf, öffnete seinen Schnabel und fing die erschöpfte Mutterträne auf.
"Ich danke dir, Mütterchen!" hauchte es, legte sich in sein Nestchen und schlief ein, von der Träne erwärmt als liege es unter den Fittichen der Mutter.


Angel Karalijteschev - Die kleine Schwalbe
Illustrationen von Ljuben Sidarov
Übersetzung: Lotte Markova
SOFIA-PRESS 1976