„Schmeckt es
dir nicht?“ fragte mich meine Mutter und deutete auf das völlig zerpflückte
Stück Käsekuchen vor meiner Nase.
„Hm?“ Ich
blickte auf den Kuchenmatsch.
„Wo bist du nur
wieder mit deinen Gedanken?“ wollte meine Großmutter wissen.
„Bei meinem Urgroßvater…“
Fragende Blicke.
„…Uropa Anton!“ erweiterte ich.
„Was ist denn mit ihm?“ fragte Oma.
„Ich hab auf dem Dachboden sein Tagebuch gefunden. So ein altes, in
ledergebundenes Notizbuch.“
„Sowas soll er gehabt haben?“
„Na scheinbar. Ich kann es euch zeigen!“ Und schon sprang ich vom Tisch
auf, brachte dabei ein paar Tassen zu Scheppern und lief durch die Küche, in
den Flur und die Treppe hinauf. Einen Moment später saß ich wieder am Tisch und
reichte meiner Großmutter das Buch.
„Darin schreibt er von deinem Doktor, den er irgendwo an der russischen
Front getroffen haben soll. Dieser Doktor ist ein außerirdischer Zeitreisender
und rettete ihm das Leben. Dann sind sie in die Zukunft gereist, nach Berlin…“
„Also was immer du meinst, das Buch hier ist von Jules Verne!“ sagte
meine Mutter und reichte es mir zurück. Ich nahm es in die rechten Hand blickte
auf den Einband: In 80 Tagen um die Welt von
Jules Verne. „Was?“ Ich verstand nichts mehr. Wo war das Tagebuch meines
Großvaters? Ich musste das falsche Buch gegriffen haben. Aber ich verstecke
doch nicht wahllos Bücher unter meinem Kopfkissen!
Ein zweites Mal schepperten Tassen und Teller als ich aus der Küche,
rauf in mein Zimmer rannte. Oben packte ich das Buch auf den kleinen
Beistellschrank und durchwühlte das ganze Zimmer, suchte unter dem Bett, riss
das Bettzeug von der Matratze, dort war
es nicht, auf nicht im Schränkchen. Nirgends. Nur das Buch von Jules Verne lag
ungerührt obenauf. Aber es war nicht mehr Vernes berühmtester Roman, der
Einband war wieder aus Leder, dahinter verbarg sich die alte Handschrift meines
Großvaters Anton. Von einem „Reisebericht der unmöglichen Erlebnisse“ war
nichts mehr zu lesen. Auf der ersten Seite stand jetzt: „Sei vorsichtig, wen du
ins Vertrauen ziehst!“
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