Montag, 2. Mai 2011

Katholizismus: „In betenden Händen ist die Waffe sicher“

Die Geschichte der katholischen Kirche ich eine Geschichte von Gewalt und Unterdrückung. Die derzeit geführte Debatte um die Gewaltanwendung und sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche greift einfach zu kurz. Die Formen der angedrohten Bestrafungen, die bereits Kindern in die Köpfe gebracht werden, Tod und Teufel, Hölle und Fegefeuer, Sünde und Buße sind allesamt Instrumente der Machtkontrolle über den Menschen. Die Gewalt, die sich in der Diskriminierung von Frauen als nicht gleichwertige Menschen ausdrücken, ist bis heute nicht aufgehoben.
(Ellen Diederich)

Im neuen Testament heißt es bei Jesus Sirach: „Von einer Frau nahm die Sünde ihren Anfang, ihretwegen müssen wir alle sterben.“ Oder: „Die Schlechtigkeit einer Frau macht ihr Aussehen düster und verfinstert ihr Gesicht wie das einer Bärin.“ Zur Bestrafung von Kindern heißt es dort u.a.:

„Wie Musik und Trauer ist eine Rede zur falschen Zeit, Schläge und Zucht aber zeugen stets von Weisheit.“

Gewaltvorstellungen und Anwendung von Gewalt waren immer Bestandteil der katholischen Kirche. Die Kreuzzüge, die Inquisition, die Folterung und Ermordung von zig Tausenden von Frauen im Rahmen der Hexenverfolgung sind nur einige Highlights aus den Jahrhunderten des Christentums.

Die Gewalt ist bis heute nicht beendet. Das Verhütungsverbot der Katholischen Kirche ist Ursache für das Leiden und Sterben von Millionen Menschen, vor allem in Afrika und Lateinamerika. In Lateinamerika ist heute die Todesursache Nr. 1 bei Frauen unter vierzig Jahren verpfuschte Abtreibung. Verhütung ist nicht gestattet, Abtreibung unter guten medizinischen Bedingungen ebenfalls nicht. Eine der afrikanischen Katastrophen besteht in der Erkrankung von Millionen Menschen am HIV-Virus und an Aids. Auch hier gilt das Verhütungsverbot der Katholischen Kirche.

Mit Diktaturen wie dem Hitler-Faschismus, Mussolini in Italien, die langen Jahre von Franco in Spanien, Salazar in Portugal bis hin zur Zusammenarbeit mit den Diktaturen, die bis in die späten neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts in ganz Lateinamerika unaussprechlichen Terror und Gewalt verübten, arbeitete die Katholische Kirche eng zusammen.

Die historische Schuld der Katholischen Kirche am Genocid an den indianischen Völker durch die Kolonisierung wird durch den derzeitigen Papst geleugnet. Bei seinem Besuch 2007 in Brasilien nahm er hierzu Stellung: „Der christliche Glaube beseelt seit mehr als fünf Jahrhunderten das Leben und die Kultur der indianische Völker dieser Länder. (…) Tatsächlich hat die Verkündigung Jesu und seines Evangeliums zu keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbianischen Kulturen mit sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur.“

20 Millionen Tote der indianischen Bevölkerung hat diese Christianisierung gekostet. Die katholische Kirche war maßgeblich beteiligt am größten Völkermord der Geschichte: Der Vernichtung der Urbevölkerung der Amerikas. Die Entvölkerung Afrikas für die Interessen der weißen Kolonisatoren ist ein weiteres Grauen der Geschichte.

In Aparecida fragt Benedikt weiter: „Welche Bedeutung hatte aber die Annahme des christlichen Glaubens für die Menschen Lateinamerikas und der Karibik? Es bedeutete für sie, Christus kennen zu lernen und anzunehmen, Christus, den unbekannten Gott, den ihre Vorfahren, ohne es zu wissen, in ihren reichen religiösen Traditionen suchten. Christus war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten.“

„Selten ist eine historische Lüge mit so viel Kaltblütigkeit verkündet worden“, schreibt Jean Ziegler über diese Rede in „Der Haß auf den Westen“.

Gewaltvorstellungen sind auch deutlich in den Äußerungen des Kölner Kardinals Meißner zu erkennen. Jedes Jahr Anfang Januar lädt er Nato-Soldaten aus verschiedenen Ländern und Waffengattungen in den Kölner Dom ein und segnet sie. In einer dieser Segnungen sagte er: „Einem Gott lobenden Soldaten können man getrost die Waffen überlassen, denn in betenden Händen ist die Waffe sicher.

Gefunden bei Hinter den Schlagzeilen: Konstantin Weckers Webmagazin // Kultur – Gegeninformation – Philosophie
Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 25. März 2010 veröffentlicht.


Originalkommentare:

BoKa sagt:
Eine brilliante Analyse, die es endlich mal auf den Punkt bringt.
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Macilias sagt:
Unter jeden Stein werdet ihr mich finden, sprach eins Jesus und deutete damit das wer Gott sucht diesen überall findet. Einen Verein wie die Kirche brauchen wohl nur die Leute die auch am sonsten gerne in Vereinen sind wie Schützenvereinen, Karnevalvereinen…
Nachher wird aber jeder für seinen Taten selber abgerechnet liebe Mitbürger!

Quelle:
http://hinter-den-schlagzeilen.de/2010/03/25/katholizismus-„in-betenden-handen-ist-die-waffe-sicher“/#more-1374



Der nächste Teil erscheint in einer Woche: am Samstag, den 14.05.11

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

das is ein schöner artikel...immer rauf auf die kirche...da bin ich dabei

lg

Anonym hat gesagt…

du bist zwar katholisch scheinst aber keine besonders gute meinung von der institution kirche zu haben
warum bezeichnest du dich da weiterhin noch als katholik?

bzw was ist der grund dass du dennoch "katholisch" bist?

- und zum anderen anonym am 3.mai um 01:07
das problem ist nicht die Kirche selbst sondern die Politisierung der kirche und die sture machtumklammerung ihrer "wichtigeren" vertreter

Shenzhou hat gesagt…

Lieber anonymus von ein Uhr einundvierzig,

deine Schlüsse hast du etwas zu schnell gezogen. Ich bin in der Tat sehr katholisch. Es gibt Themen, da würde man mich sogar als erzkonservativ bezeichnen. Lass dich nicht durch einen einzigen Text dazu verleiten zu glauben, etwas sei, wie es scheint.

Ich habe ja nicht nur einen einzigen neuen Text angekündigt, sondern eine ganze thematische Reihe mit Essays über die Gewalt und die Gewaltvorstellungen in der Katholischen Kirche.
In einer Woche erfährst du mehr. ^^

Ich bin Katholik, weil ich 1988 im Norden von Brandenburg getauft wurde und 17 Jahre später bei meiner Firmung entschlossen habe, dass ich Teil der Kirche bin.
Mir gefällt der feste Ritus, in dem diese Kirche den Gottesdienst feiert. Die christliche Botschaft von der Nächstenliebe auch ein essentieller Aspekt in meinem Leben geworden. Außerdem brauche ich ein bisschen Prunk in meinem Leben. XD

Liebe Grüße,
der kleine lesende Mann.

Anonym hat gesagt…

»das problem ist nicht die Kirche selbst sondern die Politisierung der kirche und die sture machtumklammerung ihrer wichtigeren" vertreter«

vllt sollte erstmal geklärt werden, ob die kirche denn überhaupt noch macht hat.
schaut man sich doch bloß mal den skandal um die mohammed karikaturen an... in deutschland gab es zwar einen aufschrei von den (katholischen) kirchen, als das kreuz in den schulen verboten wurde. niemand hat das aber als gefahr eingestuft!!!

und überhaupt, wer soll denn für die tradionellen werte denn noch einstehen, wenn nicht die kirchen in deutschland? es ist doch heute alles nur noch ich-bestimmt.

coool, dass man sich hier mal austauschen kann! :D

Anonym hat gesagt…

Wer zum Kuckuck ist Konstantin Wecker?

Anonym hat gesagt…

EY- hier wird nicht geflucht!

Die sache mit der macht ist etwas dass mir auch schonn mehrfach aufgefallen ist
in den letzten jahrhunderten musste die Kirche so viele zugeständnisse machen das es ein wunder ist das sie immernoch so auf ihr `rechthaben´ besteht

"der grösste sieg der wissenschaft über die kirche war als die kirche anfing blitzableiter zu installieren"

Mit GLAUBEN hat die kirche in der verwaltung auch nicht mehr allzuviel zu tun hab ich den eindruck.
so viele menschen die draufgegangen sind- einfach weil die entsprechenden vertreter der kirche zu WISSEN mein(t)en dass sie recht haben und demnach DAS recht haben.
wissen ist aber das ende des glaubens...

hat jemand den Film equilibrium gesehen?
!!!!!SPOILER!!!!
gegen ende des films erklärt der regent einer welt die gefühle medikamentös unterdrückt und bestraft (sinnestäter) das eine solche welt nicht von jemandem regiert werden könne der ebenso nichts fühlt
!!SPOILER ENDE!!

ich könnte mir gut vorstellen dass der oder die höchsten vertreter er kirche eikalt berechnende ungläubige politiker sind (oder so)
und der papst als galionsfigur und marionette gehandelt wird um die glaubenden massen gefügig zu halten und von den eigentlichen kirchenoberhäuptern abzulenken.

das ist natürlich nur eine fixe idee die aus meinem schädel quoll und sich auf keinerlei beweise stützt!

(PS bis 1908 gab es die römische inquisition 1965 wurde sie in die "Kongregation für die Glaubenslehre" umbenannt- und jetzt ratet mal wer bis zu seiner wahl zum papst chef von dem laden war! (habbich gelesen))