Samstag, 18. Februar 2012

Kardinal ist man nicht für sich allein

„Jetzt macht der Woelki Karriere, erst Erzbischof in der Hauptstadt, dann Gastgeber für den Papst und jetzt auch noch Kardinal, mal sehen was noch kommt!“ - so oder so ähnlich rauscht es im Blätterwald, seit mich der Heilige Vater am 6. Januar in das Kardinalskollegium berufen hat. Und dann bin ich auch noch der Jüngste im Kreis der Kardinäle! Übrigens: Auch eine interessante Erfahrung, mit 55 Jahren noch einmal in einer Runde der Jüngste zu sein.

Aber der Woelki macht keine Karriere! Ich bleibe, wofür ich nach Berlin gekommen bin: Erzbischof von Berlin – für die Berlinerinnen und Berliner. Und auch den Titel Kardinal nehme ich nicht für mich persönlich.

Berlin ist neben Köln und München das dritte deutsche Bistum, das traditionell mit der Kardinalswürde verbunden ist. Wenn der Berliner Erzbischof also jetzt Kardinal wird, dann ist das vor allem auch eine Auszeichnung für die Berlinerinnen und Berliner, für die deutsche Hauptstadt und für die Katholiken, die in der DDR ihren Glauben bekannt und von Christus Zeugnis gegeben haben.

Am Karnevalswochenende werde ich in Rom offiziell unter die Kardinäle aufgenommen, ab dann trage ich einen roten Talar.

Ich glaube nicht, dass mir rot besonders gut stehen wird. Die rote Farbe wurde aber auch nicht aus modischen Überlegungen ausgewählt. Die Farbe Rot ist eine ernste Sache, sie steht für das Blut der Märtyrer, die für ihre Glaubensüberzeugung gestorben sind. Märtyrer, das heißt zu Deutsch Zeugen. Und Zeugen für seinen Glauben zu sein, dafür muss man nicht Kardinal werden und einen roten Talar tragen. Dazu ist jede und jeder aufgerufen!

Auch insofern nehme ich die Auszeichnung nicht nur für mich an. Die Kardinalswürde bedeutet für einen Bischof auch Verantwortung, ja manchmal sogar Last. Deshalb bitte ich alle, mir diese Last zu erleichtern und mich in der Verantwortung für Kirche und Glauben in Berlin zu unterstützen.



Erzbischof Dr. Rainer Maria Woelki
Was würde Jesus dazu sagen? - B.Z. Kolumne
12. Januar 2012

Quelle: erzbistumberlin.de

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