Sonntag, 2. März 2014

#1 Im Schnee

Comet (09.02.2010 - 18:21): Hey Chris, du willst doch immer wissen, was ich so träume. Was ich grad geträumt habe, das glaubst du nicht!
Also: Ich lag vor einer guten Stunde bei Karsten auf dem Bett und dämmerte so vor mich hin. Der Beerdigung meiner Tante wegen, hatte ich heute ja frei. Jedenfalls war ich gerade dabei, einzuschlafen, als ich von draußen ein ziemlich lautes Geräusch hörte. Es war fast wie eine Kreissäge, so ein hohes Kreischen und dann knallte es dreimal hintereinander, so als ob du gegen eine ziemlich große Mülltonne aus Metall schlagen würdest. Als dieses Knallen anfing, sprang ich vom Bett auf und lief zum Fenster gegenüber und schaute auf Berlins riesiges Stadtpanorama. In der Ferne der Skyline war nichts zu erkennen. Links auf der Straße, die am Haus vorbeiführte, auch nicht. Aber dann sah ich rechts von mir, auf dem großen Parkplatz, vor dem Supermarkt, ein kleines Licht immer wieder aufblitzen! Ganz hell. Und dann sah ich, wie sich eine Kiste darunter abzeichnete. Das Geräusch musste augenscheinlich von dieser Kiste stammen. Sie gewann mit jedem Rumsen mehr Substanz. Dreimal wie gesagt und dann war Schluss, das letzte dumpfe Knallen hallte aus.

Ich traute meinen Augen nicht! Auf dem verlassenen Parkplatz war scheinbar ein UFO, aus dem Nichts, aufgetaucht. Ich wollte zuerst meinen Blick gar nicht von dem Ding abwenden, beschloss dann aber doch, nach unten zu laufen und nach dem Rechten zu schauen. Also warf ich mir die dicke blaue Winterjacke über und schlüpfte in meine Schuhe, griff schnell nach Mütze und Schal, öffnete die Wohnungstür, riss den Schlüssel aus dem Schloss, und rannte zur Treppe. Hinter mir hörte ich die Tür laut ins Schloss fallen. (Zur Abwechslung war mal mir egal, was die Nachbarn nachher sagen würden...)

Ich stürmte aus dem Haus und wurde sofort von der Februarkälte und dem eisigen Schnee erfasst. Zum Glück waren die Gehwege gestreut. Ich bog um die Kurve, dann nochmal rechts und schlitterte über den schlecht geräumten Parkplatz zu dem blauen Ding. Direkt davor kam ich zum Stehen. Es hatte ungefähr die Größe eines Baustellentoilettenhäuschens, schien aber aus dunkelblau lackiertem Holz zu sein. Etwas über Augenhöhe strahlten mich zwei hellerleuchtete Milchglasfenster, mit ihrem weißen Licht, an. Die Türen, in die sie eingelassen waren, hatten unterhalb nochmal drei solcher Quadrate, aber nur fünf waren aus Holz. Die linke Tür hatte unter ihrem Fenster ein weißes Schild auf dem "Polizei Telefon", "Für den öffentlichen Gebrauch freigegeben" und "Zum Öffnen ziehen" in schwarzen Lettern stand. Okay, dann sprechen Außerirdische also Deutsch, na klar!, schloss es mir durch den Kopf. Ich fasste den kleinen, gebogenen Metallgriff und zog daran: nichts! Natürlich. Aber gleich rechts daneben war noch ein größerer Griff, gerade als ich nach diesem greifen wollte, ging diese Türhälfe mit einem dezenten Quietschen auf. Ich guckte in das Gesicht eines blonden Mannes. Weißes Hemd, grau gemusterte Krawatte am Kragen, ein schwarzer Wollmantel, dazu passend eine schwarze Anzughose und -schuhe. Ich musterte ihn einmal von oben nach unten und wieder rauf. (Ich muss ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt haben!)
Auch er guckte mich massiv irritiert an und sagte "Oh, hi!".
"Äh, hallo!" erwiderte ich ihm. Er kam mir einen Schritt entgegen und fiel nach vorn in den Schnee. Einfach so, ganz flach nach vorn, ohne auch nur zu versuchen, sich abzufangen. Ich konnte ihm grad noch ausweichen.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich wieder denken konnte, ging dann zu dem Mann auf die Knie und drehte ihn vorsichtig um. Er unterdrückte ein Stöhnen.
"Ist mit Ihnen alles in Ordnung?" fragte ich ihm.
"Nein. Was für eine blöde Frage..." gab der Blonde zurück und presste für einen Moment seine Augen zusammen. Er muss Anfang  dreißig gewesen sein.
Da hat er recht, dachte ich. "Kann ich...", begann ich. "Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
"Küss mich, ich sterbe sonst!" bekam ich zur Antwort.
"Was?"
Ein weiteres unterdrücktes Stöhnen, jetzt viel schmerzvoller. Ich wurde ängstlich und schaute mich um, ob irgend jemand in der Nähe war. Aber der Platz um mich herum war vollkommen leer. Nicht mal ein Auto fuhr über die nahe Straße.
Warum ich es machte, ich weiß es nicht, aber ich beugte mich nach vorn und drückte dem Mann meine Lippen auf seinen Mund. In der Sekunde spürte ich, wie mein Puls sich auf einmal aufbäumte und meine Lippen fast zum Bersten zubringen drohnte. Es war nicht unangenehm, eher, als ob ich das pure Leben fühlte und ich schloss meine Augen. Da hörte ich, wie eine fremde Stimme durch meinen Kopf schallte, "Wenn ich bloß wüsste, was er mir und sich damit antut!".
Ich riss sofort die Augen auf und schreckte in dem Moment von Karstens Couch hoch. Was war das? Ich stand auf, ging zum Fenster und schaute nach unten auf den Parkplatz vor dem Mietshaus, der in das orange Licht der Straßenlaternen getaucht war. Nur ein paar Flocken wehten im eisigen Wind des Winters.

Mysterio (09.02.2010 - 18:26): Ach, Anton, du guckst zu viele schlechte Serien!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

coole idee

will mehr davon