Diese Nacht gehört definitiv zu den unruhigsten, die ich bisher hatte - und so viele waren das nicht. Nachdem mich gestern die Dunkelheit angeknurrt hatte, bin ich schleunigst rein. Ich hab auch gleich das Licht ausgemacht. Keine Ahnung, was das war, aber begegnen will ich dem Verursacher niemals!
Drinnen hab ich ihn aber auch nicht mehr gehört. Ich hab mich dann ins Bett gelegt, aber ich hatte zu viel Adrenalin im Blut und immer, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich mich durch ruhiges Atmen wirklich etwas beruhigt hatte, schloss mir eine neue Welle der Angst durch die Knochen. Ich muss mehr als die halbe Nacht so verbracht haben. Minutenlang still in einer Position, bis ich so nicht mehr liegen konnte. Manchmal drehte ich mich jede Minute auf eine andere Seite. Auch mich fest in die Bettdecke einzuwinkeln brachte keinen Effekt. (Normalerweise hilft das.) Von wegen man hat nur eine bestimmte Menge Adrenalin, das der Körper ausschütten kann! Ich dachte, das hört gar nicht mehr auf.
Irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Aber Schlaf kann man das nicht nennen und auch nicht erholsam. Ständig bin ich wieder aufgewacht. Um sieben Uhr riss mich dann der Wecker aus einem doch überraschend tiefen Schlummer. Nach einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit holten mich die Erinnerungen der vergangenen Stunden wieder ein.
Was mache ich jetzt? Ich hatte ein leichtes Hungergefühl, aber irgendwie drückte es mir gleichzeitig auf Magen, Lust aufs Essen hatte ich nicht. Starten wir also erstmal mit einem Kaffee.
Während der durch die Maschine lief und zwei Toastscheiben im Toaster steckten, ging ich nochmal auf den Balkon. Vögel zwitscherten. Kein Rauschen von Autoreifen auf der nahegelegenen Straße. Kein Rasenmähergeräusch. Keine Nachbarn, die ihren Pool reinigten. Ich schlug mit der Außenseite meines Knies gegen die Balkonbrüstung, wieder vibrierte sie laut, aber kein Pfauenschrei, kein Knurren.
Das bedeutete, dass es wohl relativ sicher wäre, mir nachher die Umgebung anzusehen. Ich ging wieder rein, aß mit kaum vorhandener Lust mein Frühstück und begann mich dann für die Umgebungstour fertigzumachen.
Als erstes fuhr ich mit dem Fahrrad zum Landschaftspark Rudow-Altglienicke, dann bin ich raus nach Schönefeld gefahren und habe den Flughafen überprüft und danach ging es nochmal zurück nach Rudow, aber am U-Bahnhof, in Alt-Rudow und auch die Neuköllner weiter hoch war kein Mensch zu entdecken.
Würde es Sinn machen, weiter in die Stadt reinzufahren? Was sollte das bringen? Und wie sollte ich einen zweiten Überlebenden oder eine Überlebende in den unzähligen Straßen dieser Millionenstadt ausfindig machen? Das Terrain war viel zu groß und viel zu unübersichtlich. Hätte ich einen Pilotenschein... Haha, schön wär's!
Also, wohin sollte ich jetzt noch fahren? Berlin ganz ohne Menschen erkunden, wäre schon irgendwie cool. Aber in Anbetracht der Situation verging mir die Lust im selben Augenblick, wie mir der Gedanke gekommen war. Ich beschloss nach Hause zurückzufahren und zu recherchieren... Was genau, das wusste ich noch nicht. Aber ich sollte den Strom nutzen, solange noch welcher produziert wurde.
Momentmal, wie lange passiert das überhaupt? Und wann geraten die Kraftwerke außer Kontrolle? Wann kommt es in den Atomkraftwerken zur Kernschmelze und damit zu einer unkontrollierbaren Katastrophe? Nicht, dass ich daran irgendwas ändern könnte, aber ich müsste gegebenenfalls irgendwo Schutz suchen und das wäre gewiss nicht in einer Wohnung im ersten Stock. Himmel, wo sollte ich hin?
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